„Namensziegel gegen das Vergessen“

Europaschüler erinnern an die Schicksale von 432 sowjetischen Kriegsopfern, die vor 70 Jahren in Dortmund umgekommen sind.

5.095 sowjetische Kriegsopfer, die im Zweiten Weltkrieg in Dortmund umgekommen sind, haben auf dem Hauptfriedhof in Dortmund-Wambel ihre letzte Ruhestätte bekommen.

Viele von ihnen waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Eingesetzt im Bergbau oder in der Montanindustrie mussten sie unter erbärmlichsten, menschenverachtenden Bedingungen leben.

Bis zum Jahr 2011 waren diese Kriegsopfer namenlos in Massengräbern auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Seit vier Jahren arbeiten unsere Schüler des 9. Jahrgangs im Geschichtsunterricht anhand von Personalkarten zu den Schicksalen dieser Menschen und erstellen Namensziegel aus Ton, die auf dem Friedhof aufgebracht werden. Darüber hinaus gestalten sie über dieses Projekt die jährliche Gedenkstunde der Stadt Dortmund zum Volkstrauertag mit. 

Am 05.06.15 wurde im Beisein von Schulministerin Sylvia Löhrmann zwischen der Europaschule, der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., vertreten durch den Landesvorsitzenden, Justizminister Thomas Kutschaty, eine Bildungspartnerschaft über dieses bundesweit einmalige Kooperationsprojekt geschlossen.

An diesem Tag öffnete die Europaschule ihre Türen und lud zwischen 10:00-12:00 Uhr zu einem besonderen Schulfest ein. Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen hatten es sich zum Ziel gesetzt, am 05.06.2015 für 432 Personen unter den sowjetischen Kriegsopfern, die 1945 umgekommen sind und bisher noch keinen Namensziegel erhalten haben, Namensziegel zu erstellen. 70 Jahre nach dem gewaltsamen Tod dieser Menschen wollen die Schülerinnen und Schüler den Verstorbenen so einen Teil ihrer Würde zurückgeben und ihnen Respekt entgegenbringen.

Bei bestem Sommerwetter konnte auch Bürgermeisterin Birgit Jörder am 05.06.2015 im Rahmen des Schulfestes begrüßt werden. Die Schülerinnen und Schüler in der Schülervertretung (SV) hatten sich zusammen mit ihren SV-Lehrerinnen zu Beginn des Schuljahres 2014/15 das Ziel gesetzt, "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu werden. Die Europaschule bekam am Tag des Schulfests diese Auszeichnung „Schule ohne Rassismus- Schule mit Courage“, für die Bürgermeisterin Birgit Jörder die Patenschaft übernommen hat.

Bisher bundesweit einmalig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die jährlich erforderliche Rezertifizierung dieser Auszeichnung über die Bildungspartnerschaft zum Projekt „Namensziegel gegen das Vergessen“ erfolgt.

Die Europaschülerinnen und -schüler hatten sich für den 05.06.2015 ein besonderes Programm ausgedacht. So wurde eine sehr eindrucksvolle Videobotschaft von Sergey Pavlovskiy und seiner Frau Aleksandra Bassel gezeigt. Er ist als Lehrer an einer Moskauer Schule tätig und hatte im Februar 2015 erstmalig das Grab seines Onkels auf dem Dortmunder Hauptfriedhof besucht. Die etwa 130 Tonziegel, die unsere Schüler auf dem Hauptfriedhof an drei Stelen bereits aufgestellt hatten, beeindruckten Herrn Pavlovskiy sehr. So setzte er sich nach seinem Besuch in Deutschland mit der Europaschule in Verbindung, um den Schülerinnen und Schülern für ihr besonderes Engagement zu danken. Er beschreibt dieses als ein besonderes Zeichen von Völkerverständigung und die Arbeit der Schülerinnen und Schüler  hätte in ihm das Gefühl wachgerufen, nicht ein Fremder in dieser Stadt Dortmund zu sein, in der sein Vorfahr unter grausamen Bedingungen leben und sterben musste.

Im Anschluss an die Videobotschaft präsentierten Schülerinnen und Schüler eigene Texte zum Thema Ausgrenzung und Respekt in Poetry Slams.

Dann hatten die geladenen Gäste um Schulministerin Sylvia Löhrmann und Justizminister Thomas Kutschaty die Gelegenheit, den Schülerinnen und Schülern bei der Erstellung der 432 Namensziegel über die Schulter zu schauen.

Ein lebendiges und eindrucksvolles Zeichen für Frieden und Freiheit setzten unsere Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, als sie eine Menschenkette entlang der Strecke von der Schule bis zu den sowjetischen Kriegsgräbern auf dem Hauptfriedhof bildeten. Dabei hielten die Schülerinnen und Schüler im Wechsel Schilder zu den Themen Respekt und Rassismus sowie Personalkarten der sowjetischen Kriegstoten hoch. 

Zum Abschluss der gelungenen Veranstaltung pflanzten die geladenen Gäste einen Korbinianapfelbaum an den Gräbern der sowjetischen Kriegstoten, Justizminister Thomas Kutschaty erinnerte in seiner Ansprache an die Schicksale dieser Menschen und dankte den Schülerinnen und Schülern der Europaschule für ihr Engagement, das mit dem Abschluss der Bildungspartnerschaft auch für die Zukunft fortgesetzt wird.

Schülerinnen und Schüler verlasen das Totengedenken in russischer und deutscher Sprache und nach einer Schweigeminute stiegen 100 bunte Ballons als ein Zeichen der Hoffnung auf Frieden- gegen das Vergessen- in den blauen Sommerhimmel.

 

Rückmeldung aus dem Bildungsministerium

Pressemitteilung:(den Link anklicken)

www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2015_-16_-Legislaturperiode/PM20150605/index.html

 

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